Carl Friedrich von Weizsäcker war gleichermaßen Physiker und Philosoph. Zwei Grundgedanken be-stimmten sein Denken und seine Arbeit: Die Vielfalt der Perspektiven auf die Welt, insbesondere in ihrer wissenschaftlich-disziplinären Prägung, und zugleich die Einheit dieser Welt, die jedoch nur in der genannten Vielfalt der Anschauungen erfaßt werden kann.
Sein 1991 erschienenes Buch Der Mensch in seiner Geschichte ist ein konziser „Rundritt“ durch dieses Denken: „Es geht um das Verständnis des Menschen, der sich in seiner Geschichte als Kind der Natur vorfindet“, schreibt von Weizsäcker im Vorwort und fährt fort, das Buch könne „als ein einmalige[r] Gang“ – ein „»Kreisgang«“ – durch den „Garten des Menschlichen“ bezeichnet werden, „diesen Garten […], der in der verwirrenden Vielfalt der Gewächse doch einen Zusammenhang auf-sucht; um der durch die beabsichtigte Kürze willen bedingten raschen Schritte willen nenne ich es im Text auch einen »Rundritt«. Es handelt sich hier freilich nicht nur um die Freude am Garten; es handelt sich auch um Wege in der Gefahr [], denn [d]ie Zeit drängt“.
Mit Der Mensch in seiner Geschichte legte von Weizsäcker einen „raschen Durchgang“ durch das vor, was ein Jahr später in einem sehr umfangreichen Werk unter dem Titel Zeit und Wissen als „Abschlußbericht [s]einer Arbeit“ erscheinen sollte. Essentielle Fragen werden aufgeworfen, denen sich niemand entziehen kann, die oder der Leben und Welt als Verwirklichungen von Natur und Geschichte als Ganze in den Blick zu nehmen wagt: „Wer sind wir?“, „Woher kommen wir?“, „Wo stehen wir?“, „Wohin gehen wir?“ und, unter der letztgenannten Frage in Anlehnung an und in Abwandlung von Kant: „Was sollen wir wissen?“, „Was müssen wir tun?“ und „Was dürfen wir hoffen?“.
Dem achten Leseseminar im Kloster St. Maria in Esthal wird daher vom 21. bis 23. Juli 2023 dieser „Rundritt“ durch das Denken Carl Friedrich von Weizsäckers zugrundeliegen. Das Seminar will in dieses Vielfalt und Einheit zusammenführende Denken des Physikers und Philosophen einführen. Vorwissen wird nicht erwartet, lediglich die Bereitschaft, sich konzentriert und undogmatisch auf die Lektüre einzulassen.
Das Buch ist zur Zeit lediglich antiquarisch zu er-werben; es finden sich jedoch auf den gängigen Internet-Seiten zahlreiche günstige Angebote. Wer dennoch nicht fündig wird, kann sich wegen einer Photokopie der zur Lektüre im Seminar ausgewählten Abschnitte gerne e-mailen.
Für das Seminar wurden im Kloster bereits Zimmer vorab gebucht. Die Anmeldung zum Seminar kann formlos an die Adresse redaktion@aphin.de erfolgen. Bitte geben sie an, ob Sie ein Standard- oder ein Komfortzimmer wünschen. Rustikale Verpflegung ist im Übernachtungsangebot inbegriffen. Weitere Informationen zum Kloster finden Sie unter https://kloster-esthal.de/.
Zwecks Planungssicherheit und wegen der beschränkten Platzanzahl wird um eine möglichst zeitnahe Anmeldung gebeten.
Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen erhalten ein Teilnahmezertifikat. Bei Fragen wenden Sie sich bitte gerne an redaktion@aphin.de.